Die Euro Interbank Offered Rate Euribor bezeichnet den Zinssatz, zu dem sich Banken mit erstklassiger Bonität im Euroraum mit einem sog. Euribor Darlehen gegenseitig Geld leihen. Er beruht auf einer Vereinbarung der Kreditwirtschaft. Festgestellt wird er durch die Nachrichtenagentur Reuters. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Zinssätzen, die für verschiedene Laufzeiten von Termingeldern als Mittel der mitgeteilten Abschlüsse verschiedener Banken errechnet werden. Die Euribor-Zinssätze dienen der Gesamtheit der Banken im Euroraum als Referenz für die Festlegung der eigenen Zinsstruktur.
Euribor Zinssätze werden für folgende Laufzeiten veröffentlicht:
Banken sind gehalten, die Bonität der Kreditnehmer bei der Festlegung des Zinssatzes zu berücksichtigen. Beim Konsumentenkredit, aber auch bei der Finanzierung gewerblicher Vorgänge, ist daher ein Zusammenhang mit Euribor meist nicht zu erkennen. Eine Bindung des gewährten Kontokorrentkredits an Euribor zu vereinbaren, erreichen nur, wenn überhaupt, Kreditnehmer mit allererster Bonität und ebensolchen Sicherheiten.
Eine Baufinanzierung in Deutschland beruht im Regelfall auf einem lang laufenden Darlehen mit einer Besicherung durch ein Grundpfand. Die Kreditgewährung ist durch die Notwendigkeit der Feststellung des Beleihungswerts und die notwendigen Grundbucheintragungen aufwendig und teuer. Banken vergeben daher solche Darlehen erst ab einer gewissen Höhe und mit einer Mindestlaufzeit. Regelmäßig tritt im Rahmen von Baufinanzierungen ein Bedarf an Zwischenfinanzierungen auf. Dabei handelt es sich um kurzfristige Darlehen, die durch das lang laufende Baudarlehen abgelöst werden sollen.
Vor allem im Bereich der mittelständischen Bauwirtschaft findet sich die Konstruktion, dass ein Bauunternehmer der Bank eine Grundschuld auf eine Bestandsimmobilie eintragen lässt. Der entsprechende Kreditspielraum steht ihm dann unkompliziert für aktuelle Bauvorhaben als Kontokorrentkredit ohne sonstige Kosten, insbesondere ohne Zinsberechnung für die Bereitstellung, zur Verfügung. In diesem Rahmen kommt es dann auch zu Zinsvereinbarungen mit Euribor als Referenz.
Allerdings gilt die Zinsvereinbarung jeweils nur für die vereinbarte Periode und die ist meist sehr kurz, nämlich drei Monate. Will der Kunde das Euribor-Darlehen in ein klassisches Annuitätendarlehen mit vereinbarter Laufzeit und festen Zins- und Tilgungsraten umwandeln, muss er mit einer Gebühr rechnen, die 2 % der Kreditsumme erreichen kann.
Ein Großteil der deutschen Banken und Sparkassen schiebt einen teuren Berg von Liquidität vor sich her und nutzt daher gerne die Möglichkeit durch Euribor Darlehen an andere Banken diesen zu entschärfen. Bei der Kreditvergabe an Gewerbe und Privat im kurzfristigen Bereich ist es eine Frage der Bonität des Kreditnehmers und seines Verhandlungsgeschicks, Euribor als Referenz zu vereinbaren.
Werden von einem Gericht zu verzinsende Zahlungen für einen vergangenen Zeitraum festgelegt, erfolgt dies gerne mit der Floskel: Der Betrag ist in Höhe des jeweils gültigen Euribor-Zinssatzes für drei Monate zuzüglich XY Punkte zu verzinsen. Die offiziellen Referenzzinssätze (EONIA = Euro Overnight Index Average und €STR = Euro Short Term Rate) sind vielen Richtern zu unübersichtlich.
Für Bankkunden kann bei der kurzfristigen Kreditaufnahme eine Zinsvereinbarung auf der Grundlage der Referenzzinssätze von Euribor interessant sein. Die Bank wird jedoch nur bei sehr guten Kunden dazu bereit sein. Angesichts der aktuellen Tendenz zu Zinserhöhungen sollte aber immer im Einzelfall geprüft werden, ob nicht Vereinbarungen über eine feste Verzinsung über den erwartenden Finanzierungszeitraum günstiger sind.