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Niedrige Zinsen - wie lange noch?

In allen Volkswirtschaften mit einem entwickelten Finanzmarkt unterliegt das Zinsniveau ständigen Änderungen – richtiger müsste es heute heißen, es unterlag Änderungen. Denn seit Längerem erhalten Kreditnehmer niedrige Zinsen wie schon lange nicht mehr. Verordnet von der übermächtigen Europäischen Zentralbank im Einklang mit der US-amerikanischen Bundesbank, verharrt der Zinssatz bei null.

Ein Rückblick auf die Zeit von vor den niedrigen Zinsen

Bis heute weiß niemand ganz genau, was den damaligen US-Präsidenten George W. Bush bewog, die Traditionsbank Lehman Brothers untergehen zu lassen. Weltweit bekannt und geachtet, war das Finanzinstitut vor allem für Menschen in Ländern mit fragwürdigen Finanzsystemen ein Zufluchtsort für Ersparnisse und für die Altersvorsorge. Interne Schwierigkeiten waren durchaus bekannt, wurden aber als temporär betrachtet. Dass der Bankrott dieses Geldhauses zu enormen Verwerfungen im Weltkapitalmarkt führen würde, war allen Beobachtern des Finanzwesens außerhalb der USA klar und wurde als Möglichkeit allgemein verneint. Die geltende Meinung dazu war, dass der Rest der entwickelten Staaten gemeinsam die USA zwingen würden, eine Pleite zu verhindern.

Peer Steinbrück und Kollegen belehrten die Fachwelt eines besseren oder besser schlechteren. Die Folgen des Absturzes einer „systemrelevanten“ Bank waren eine Weltwirtschaftskrise und weitere Bankzusammenbrüche auch in Deutschland. Mit einer aggressiven Flutung der Geldmärkte und einer ultralockeren Geldpolitik mit der Folge eines Nullzinsniveaus wurden damals die Kapitalmärkte gerettet und der Schaden eingegrenzt. „Nur“ die Millionen Lehman-Sparer verloren alles.

Niedrige Zinsen und kein Ende?

Nachdem sich die Lage auf den Weltkapitalmärkten einigermaßen beruhigt hatte, wäre zu erwarten gewesen, dass nun auch die notwendige Ordnung darin, die nur durch ein vernünftiges Zinsniveau zu erreichen ist, wiederhergestellt worden wäre: weit gefehlt.

Die Gewinner der Niedrigzinspolitik

Eine Zuordnung zu den Gewinnern oder Verlierern der Niedrigzinspolitik ist nicht ganz einfach, dass es viele gibt, die zu beiden Gruppen zählen. Für jedermann leicht einsehbar: Die wichtigste Gruppe der Gewinner sind die Nettoschuldner. Natürlich ist hier der verschuldete Privathaushalt zu nennen, aber auch zahlreiche Investoren. In normalen Zeiten erklärt sich der wirtschaftliche Sinn eines Immobilienkaufes mit dem Wertzuwachs, da der normale Ertrag in Relation zum Kapitaleinsatz eher unbedeutend ist. Das Gleiche gilt für Aktien, die fremdfinanziert zu erwerben, in normalen Zinszeiten für den Privaten selten sinnvoll ist. Gegenwärtig ist die Immobilienfinanzierung so günstig wie noch nie, mit der Folge einer überbordenden Nachfrage und einem entsprechenden Preisniveau. Ähnliches gilt, wenn auch abgeschwächt, für Aktien.

Weitere Profiteure der niedrigen Zinsen

Vom niedrigen Zinsniveau profitiert vor allem der Staat. Die niedrigen Zinsen sorgen bei überschuldeten Ländern, und das sind in Europa nahezu alle, für eine spürbare Entlastung der Haushalte und für neuen Handlungsspielraum der Politik. Die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik über den notwendigen Zeitraum hinaus war vor allem eine Gemeinschaftsaktion der unseriös finanzierten Länder des Euroraums, die Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg Mario Draghi als Präsident der Europäischen Zentralbank aufdrückten. Diese ließen dies und die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik bis heute ohne Gegenwehr geschehen und nahmen die Folgen billigend in Kauf.

Die Verlierer der Niedrigzinspolitik

Alle Nettogläubiger sind Verlierer. Dazu zählen alle Sparer und die Mehrzahl der Banken. Nicht nur der Eigentümer eines Sparbuchs ist davon betroffen, sondern jeder, der in eine Anlageform investiert hat, die überwiegend kapitalgedeckt ist, und das gilt in Deutschland für praktisch alle Versicherungen, insbesondere auch Lebensversicherungen und Rentenversicherungen. Die meisten Rentenversicherungen oder Lebensversicherungen wurden leistungsorientiert abgeschlossen, die Mindestleistung ist vertraglich garantiert. Da die Mindestleistung mathematisch auf einer Mindestverzinsung basiert, bedeutet das Unterschreiten dieser Mindestverzinsung, dass die Verträge für die Anbieter nicht zu erfüllen sind. Da sie vertraglich aber zur Leistung verpflichtet sind, ist die Existenz der Anbieter selbst gefährdet.

Jeder Sparer hat von gekündigten Prämiensparverträgen gehört oder war davon betroffen. Aber auch zahlreiche andere Sparformen und Versicherungen konnten nicht weitergeführt werden. Banken verdienten ihr Geld seit ihrer Begründung damit, dass sie das Geld der Anleger teurer ausliehen, als sie es diesen verzinsten. Die Differenz aus den bezahlten Zinsen und den erwirtschafteten Zinsen, Marge genannt, war stets Existenzgrundlage. Durch die Niedrigzinspolitik wurde diese zerstört. Dies zwang die Banken, sich neue Einnahmemöglichkeiten zu erschließen. Am einfachsten gelingt dies durch Gebührenerhöhungen und die Steigerung der Provisionseinnahmen. Aber bei so mancher Bank stammen die Erträge mittlerweile auch aus einem umfangreichen Immobiliengeschäft, das vielerorts mittelständische Makler gefährdet.

Die EZB begegnet der Ertragsschwäche der Banken mit einigen merkwürdigen Aktivitäten, die für Außenstehende kaum wahrgenommen werden und die von der begleitenden Wissenschaft noch nicht abschließend gewürdigt wurden. Bei der Betrachtung der Gesamtsituation der Banken in Deutschland fällt zweierlei auf: Die Einen verdienen wie seit langem nicht mehr und die Anderen versuchen diskret zu verschwinden (siehe die Fusionswelle bei Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken).

Antwort auf die Frage, wie lange es noch niedrige Zinsen geben wird?

Es gibt erste Anzeichen für eine vorsichtige Abkehr von der Niedrigzinspolitik. Aber niemand darf erwarten, dass sich eine Normalisierung innerhalb weniger Jahre vollziehen lässt, da eine solche Maßnahme erneut die Banken gefährden könnte (Viele Immobilienkredite sind auf der Basis eines überhöhten Beleihungswertes ausgereicht worden). Die Inflation zwingt die EZB eigentlich zum Handeln, aber jede Aktion, die möglich wäre, würde die Konjunktur beschädigen und Politiker möglicherweise zu unpopulären Maßnahmen zwingen.
Darum gilt weiterhin: Lassen Sie sich von seriösen Finanzberatern wie Löwe-Finanz zu jedem Schritt beraten. Jede auch noch so kleine Investition muss der Inflation gewachsen sein und darf andererseits bei Zinserhöhungen nicht untergehen.

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