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Überziehungskredit bei der Bank: wer hat die besten Zinsen?

Der Begriff Überziehungskredit stammt aus der Umgangssprache. Banktechnisch handelt es sich um einen Kreditrahmen, der im Zusammenhang mit einem Girokonto eingeräumt wird. Bei gewerblicher Kundschaft wird er im Allgemeinen als Kontokorrentkredit und bei Arbeitnehmern als Dispositionskredit, kurz Dispo, bezeichnet.

Überziehungskredit für Arbeitnehmer in Form eines Dispositionskredites

Volljährige Arbeitnehmer, die als kreditwürdig gelten, erhalten von ihrer Bank, meist ohne förmliche Vereinbarung, einen Kreditrahmen in Höhe von einem bis zu drei Monatsgehältern. Mit der Kontoeröffnung bei einer Bank unterschreibt der Kunde ein Anerkenntnis der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), die ein Pfandrecht an den Vermögenswerten und vermögensgleichen Rechten des Kunden enthalten, die in den Besitz des Instituts gelangt sind. Auf die förmliche Abtretung des Gehalts des Kunden wird größtenteils verzichtet.

Der Kontokorrentkredit als Überziehungskredit für Selbstständige und Gewerbetreibende

Bei Selbstständigen und Gewerbetreibenden erfolgt die Kreditgewährung immer im Einzelfall. Ein Selbstständiger, der einem Arbeitslohn vergleichbare regelmäßige Einkünfte vorweisen kann, darf nicht damit rechnen, auf dieser Grundlage Kredit zu erhalten. Die Einräumung einer Kreditlinie erfolgt generell nur auf der Grundlage der Stellung von Sicherheiten.

Der Lombardkredit als Kreditvergabe an Selbstständige

In der Praxis eine übliche Form der Kreditvergabe an Selbstständige ist der „unechte Lombardkredit“. Dabei handelt es sich um einen Kontokorrentkredit, also um die Einräumung einer Kreditlinie, der befristet, meist für zwei Jahre, abgeschlossen wird. Als Sicherheit dienen vornehmlich Wertpapiere, gelegentlich auch andere bewegliche Wertsachen, wie Edelmetalle oder Kunstgegenstände.

Die Beleihungswerte hängen vom Pfand ab. Bei Edelmetallen werden überwiegend 70 % des aktuell möglichen Verkaufserlöses (des Ankaufskurses) beliehen. Für Wertpapiere gelten unterschiedliche Sätze. Aktien werden zu 50–60 % beliehen, bei Anleihen werden die Emittenten unterschiedlich beurteilt. Den höchsten Beleihungswert mit vorwiegend 80 % weisen Anleihen der öffentlichen Hand (Bundesanleihen, Staatsanleihen, Bundesschatzbriefe) aus. Sparguthaben und damit im Zusammenhang stehende Papiere wie Sparbriefe oder Obligationen des beleihenden Instituts werden mit bis zu 100 % gewertet.

Die Beleihung von Kunstgegenständen hängt zum einen an der einwandfreien Provenienz (Herkunftsnachweis) und zum anderen an Wertgutachten renommierter Kunsthistoriker. Bei Gewerbekunden ist auch die Beleihung von vermarktungsfähiger Betriebsausstattung möglich. Hochwertige Geräte werden mit etwa 30 % des Zeitwerts beliehen. Der Lombardsatz der Bundesbank, der seit deren Bestehen bis 1999 der Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte der Banken (Kredit durch Beleihung von Wertpapieren) bei der Bundesbank war, wird nun von der Europäischen Zentralbank festgesetzt und heißt „Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität“. Die Banken nutzen ihn nur noch als Richtschnur. Der von der Bank für einen Lombardkredit berechnete Zinssatz hängt heute von der Bonität des Kunden, dem Aufwand für die Gewährung des Kredits und die Verwaltung des Pfandes und auch von der Laufzeit des Kreditvertrages ab. Die Möglichkeit der Anpassung des Zinssatzes an veränderte Kapitalmarktsituationen wird stets vereinbart.

Der „echte Lombardkredit“ mit kurzer Laufzeit

Handelt es sich um die Gewährung einer kurzfristigen Liquiditätshilfe mit vereinbarter kurzer Laufzeit bis drei Monaten zu einem festen Zinssatz, so gilt dies als „echter Lombardkredit“. Auch die Betreiber von Pfandleihen gewähren „echte Lombardkredite“.

Hohe Zinsen für einen Überziehungskredit und seine Folgen

Arbeitnehmer erhalten, wie beschrieben, Dispositionskredit. Die Gewährung und Verwaltung von Dispos ist mit sehr geringem Aufwand verbunden und erfolgt meist weitgehend automatisiert. Den zuständigen Sachbearbeitern werden von der EDV entscheidungsfähige Datensätze angeboten, die es nur abzunicken gilt. Die Kreditausfallrate wird als, je nach Bank, sehr unterschiedlich, aber letztlich doch gering vermutet. Trotzdem handelt es sich bei Dispositionskrediten um eine der teuersten Arten für Arbeitnehmer, sich Kredit zu beschaffen.
Dadurch, dass die Zinsbelastung immer monatlich erfolgt, bleibt diese vermeintlich erträglich. Laut Stiftung Warentest liegt der letzte ermittelte Durchschnittszinssatz bei annähernd 12 % pro Jahr, also einem Prozent im Monat. Ein Arbeitnehmer-Ehepaar, das ständig seinen gemeinsamen Dispo in Höhe von 10.000 Euro ausnutzt, zahlt jährlich 1.200 Euro Zinsen! Dies sollte ein Grund sein, über eine Ablösung der Kreditlinie durch einen Verbraucherkredit zu deutlich günstigeren Konditionen nachzudenken.

Lohnt sich ein Lombardkredit für Arbeitnehmer?

Manche Arbeitnehmer unterhalten bei einer Bank oder Sparkasse sowohl ein Girokonto mit Dispo als auch Spareinlagen und/oder ein Depot. Obwohl in vielen Fällen die Verpfändung der Wertpapiere für einen Kontokorrentkredit deutlich günstiger wäre, wird das kontoführende Institut ihn kaum darauf aufmerksam machen. In vielen Fällen haben die zuständigen Sachbearbeiter offensichtlich eine Weisung der Geschäftsleitung, solche Wechsel der Kreditart zu unterbinden, indem sie die Angebote für einen Lombardkredit unattraktiv gestalten. In diesem Fall sollte eine neue Kontoverbindung gesucht werden und der Lombardkredit Teil der Eröffnungsverhandlung sein. Die meisten Banken bieten einen sehr effizienten Umzugsservice an.

Was versteh man unter Konto-Überziehung?

Von einem überzogenen Konto wird gesprochen, wenn die Kreditlinie überschritten wird. Banken reagieren je nach Kunde unterschiedlich, aber immer mit einem Überziehungszinssatz, der oft um die Hälfte über dem für die vereinbarte Nutzung liegt. Es handelt sich stets um eine Vertragsverletzung des Kunden, die schlimmstenfalls mit der Kündigung der Geschäftsbeziehung endet. Der Eintrag Kündigung eines Kredites/Kontos/der Geschäftsbeziehung in der Schufa-Datei führt zu erheblichen Einschränkungen im persönlichen Leben. Online-Händler liefern nur noch nach Vorkasse, der neue Handyvertrag wird teurer und manche Versicherungen verweigern die Aufnahme der Geschäftsbeziehung.

Welche Alternativen gibt es zu den hohen Zinsen eines Überziehungskredites?

Das Ausreizen der Kreditlinie sollte unbedingt vermieden werden. Ein in Maßen genutzter Dispo kann sehr hilfreich sein. Wer ihn dauernd ausreizt, also in der Dispo-Falle gelandet ist, sollte dringend umschulden.
Wir von der Löwe-Finanz beraten Sie dazu gerne diskret und finden für Sie alternative Maßnahmen mit deutlich geringeren Zinssätzen.

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