Wassergrundstück kaufen - der Traum vom Haus am Wasser

Für viele ist ein Wassergrundstück der Inbegriff von erhöhter Wohnqualität, ja von Luxus schlechthin. Touristen bestaunen in Berlin am Wannsee die noblen Villen mit eigenem Bootshaus und wünschen sich ebenfalls ein Wassergrundstück kaufen zu können. Die direkten Anlieger von Mosel und Rhein und so manch anderem deutschen Fluss sehen den Charme von Wassergrundstücken allerdings differenzierter.

Ist das Wassergrundstück bebaubar oder nicht?

Dies ist die grundsätzliche Frage, die jeder, der sich für ein Wassergrundstück interessiert, stellen muss. Wer nur ein Freizeitgrundstück sucht, auf dem er einen Schuppen für sein Kanu errichten kann, kann, zumindest im Osten Deutschlands, immer noch zwischen zahlreichen idyllischen Plätzchen wählen. Wer ein richtiges Baugrundstück am Wasser sucht, trifft auf alle Probleme, die in diesem Zusammenhang auftauchen können.

Sonderregelung für Wassergrundstücke in Bayern

In Bayern garantiert die Verfassung den ungehinderten Zutritt zu Uferbereichen. Sperren werden nur in seltenen Fällen erlaubt: In der Praxis heißt das, dass ein Seegrundstück nur dann ein privater Raum bleibt, wenn Haus und Garten unter Denkmalschutz stehen. Das gilt für die historischen Villen am Starnberger See, die im seltenen Fall eines Verkaufs entsprechende Preise erzielen. Ansonsten sind Baugrundstücke direkt am Wasser meist nur an Flüssen mit Hochwassergarantie zu haben.

Das Wassergrundstück an einem Fluss

Die große Mehrzahl der Wassergrundstücke grenzt an einen Fluss oder Kanal. Die Hochwasserproblematik hat bekanntermaßen in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Dabei bedarf es oft nur geringfügig steigender Wasserstände, um seinen Keller volllaufen zu sehen. Auch bei Kanälen gibt es in vielen Fällen ein Hochwasserrisiko, das aber sehr unterschiedlich ausfällt. Es hängt sehr stark von der Bauart des Kanals ab und darüber hinaus von den Wasser einspeisenden Flüssen und den Rückhaltemöglichkeiten. Im Allgemeinen gibt es einen Kanalbetreiber, der sehr genau weiß, wo gebaut werden kann. Bei Flüssen ist äußerste Zurückhaltung angebracht. Die Ereignisse im Ahrtal und in der Umgebung haben eindrücklich vor Augen geführt, dass der Ausweis eines Baugrundstücks durch eine Gemeinde keine Garantie für die Unbedenklichkeit des Vorhabens ist.

Ein Wassergrundstück an einem See

Im Osten Deutschlands sind sie vor allem in Mecklenburg-Vorpommern noch zahlreich verfügbar. Allerdings werden auch dort mittlerweile Bauvorhaben recht genau geprüft, ob es sich um Wohnraum für ansässige Steuerzahler oder um nur selten genutzte Ferienwohnungen handelt. In Westdeutschland liegt die überwiegende Zahl der auf dem Markt angebotenen Seegrundstücke an ehemaligen Baggerseen, die oft Gegenstand von erstaunlichen und ansprechenden Renaturierungsmaßnahmen sind und mit überraschenden Wohnbauprojekten aufwarten.

Das Grundstück am Meer

In das Deutschland sind echte Meeresgrundstücke kaum zu finden, dagegen sind sie vor allem in Frankreich sehr populär und auf dem Markt durchaus verfügbar. Das liegt vor allem an den überschaubaren Vorschriften bezüglich der Grundstückserschließung: Die Entsorgung der Abwässer direkt in die Fluten von Atlantik oder Mittelmeer ist üblich.

Das Wichtigste beim Kauf eines Wassergrundstücks

Wasser ist kein beherrschbarer Nachbar. Wer sich darauf einlässt, muss mit Überraschungen rechnen. Wir haben in den letzten Jahren lernen müssen, dass der idyllische Bach kurzfristig zum reißenden Strom werden kann. Bei jedem Grundstückskauf, gleich ob am Wasser oder auf einem Berg, ist es geboten, ein Gutachten anzufordern.
Wurde das Grundstück von einem Bauträger erschlossen, gibt es so gut wie immer ein geologisches Gutachten. Bei Neuerschließungen können sie meist in der Gemeindeverwaltung eingesehen werden. „Geologendeutsch“ kann sehr interpretationsbedürftig sein, es ist dringend anzuraten, sich das Gutachten erklären zu lassen. Bei Wassergrundstücken gibt es darüber hinaus ein Problem, das auch für die Gutachter selbst schwer zu behandeln ist: Wasser kommt oft von weit her. Neben dem sichtbaren Oberflächenwasser bestehen Grundwasserströme, und beider Wechselwirkungen sind schwer zu überschauen. Vor allem bei künstlichen Seen sind in den letzten Jahren wiederholt Einstürze von Uferbereichen zu vermelden gewesen. Dabei waren auch Neubauten betroffen und nahe Berlin musste ein wichtiges Tourismusziel, der Helenesee, ein ehemaliger Tagebau mit Randbebauung (Ferienwohnungen) komplett gesperrt werden. Leider können auch geologische Gutachten keine Gewissheit darüber geben, dass sich durch den Einfluss des Wassers die Gegebenheiten nicht ändern werden.

Pflanzen und Tiere als Nachbarn

Wer ein Wassergrundstück erwirbt, sollte wissen, dass er auch Mitbewohner haben wird. Einige davon stehen unter strengen Naturschutz wie Biber, die schon Häuslebauer in die Flucht geschlagen haben und Stechmücken siedeln bevorzugt am Wasser.

Wassergrundstück kaufen und finanzieren

Banken müssen sich ebenfalls auf die geologischen Gutachten verlassen. Unverzichtbar ist eine Versicherung, die bei Wasserschäden von außen (Elementarschadenversicherung) leistet. Ansonsten dürfte der Erwerb eines Grundstücks am Rhein-Herne-Kanal von jeder Bank gerne finanziert werden, der an einem Tagebausee nach sorgfältiger Prüfung des Gutachtens auch – wenn auch vielleicht mit einem Stirnrunzeln.

Wassergrundstücke gibt es in unzähligen Varianten. Das reicht von der Insel in der Südsee bis hin zum Häuschen am Bach im Bergischen Land. Die wiederkehrenden Probleme vertreiben seit Jahrhunderten ihre Bewohner nicht: Es ist aber nicht jedermanns Sache, vom ersten Stock seines Hauses in ein Schlauchboot zu steigen. Wer damit liebäugelt, sich ein Wassergrundstück zu kaufen, sollte sicher sein, dass er es wirklich will. Nach dem Aufstehen Schwimmen zu gehen, ist in unseren Breiten nur während weniger Sommermonate möglich. Und wie oft wird das eigene Boot vom eigenen Bootssteg aus genutzt?

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